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Thomas Etzemüller
Ein ewigwährender Untergang
Der apokalyptische Bevölkerungsdiskurs im 20. Jahrhundert

Transcript, Bielefeld 2007
ISBN 978-3-89942-397-6
218 Seiten
EUR 22,80 [D]
 

Inhalt

"In allen Feuilletons wird der bevorstehende demographische Kollaps der westlichen Industriegesellschaften beschworen. Vor 100 Jahren war das nicht anders. Die Beschwörung der Demographie in der Form einer nahenden Katastrophe hat seit langem Konjunktur. Wieso aber leben wir noch? Warum schlagen demographische Prognosen regelmäßig fehl? Welche bio-politischen Funktionen könnte ein Diskurs haben, der erfolgreich sein permanentes Scheitern überlebt? Um Alternativen zur aktuellen Untergangsstimmung denken zu können, soll ein vergleichender Blick in die Geschichte die spezifische Form des Sprechens über Bevölkerung enthüllen."

Bewertung

Thomas Etzemüller arbeitet in seinem aufschlussreichen Buch die Grundelemente des internationalen Bevölkerungsdiskurses heraus.

Die Wahrnehmung und die politische Bearbeitbarkeit der Herausforderungen, vor die uns der demografische Wandel stellt, unterscheidet sich, je nachdem welche Vorstellungen zur Bevölkerungsfrage zur Verfügung stehen. Dies deutlich zu machen, ist auch ein Verdienst des Buches von Thomas Etzemüller.

Die Debatte um den Geburtenrückgang vor 1945 wird insbesondere von den Befürwortern einer aktiven Bevölkerungspolitik ausgeblendet. Mit Verweis auf den deutschen Sonderweg während des Nationalsozialismus werden einseitig die Vorbehalte gegenüber einer aktiven Bevölkerungspolitik beklagt und gleichzeitig als überholt abgetan. Es ist deshalb begrüßenswert, dass Etzemüller durch den deutsch-schwedischen Vergleich die Rede vom deutschen Sonderweg relativiert.

Wer verstehen will, warum sich Bevölkerungspolitik als Lösung so ziemlich aller gesellschaftspolitischer Problemlagen inszenieren kann, die mit der Volkswirtschaft und dem Sozialstaat zusammenhängen, der wird großen Nutzen aus dem Buch ziehen.

Viele Schaubilder aus den Anfängen der Debatte um den demografischen Wandel mit seinen Ängsten vor Über- und Unterbevölkerung ermöglichen außerdem, die gegenwärtigen Bebilderungen des Bevölkerungsniedergangs in ihrer historischen Gewordenheit zu verfolgen.

Die gesamte Rezension des Buches finden Sie hier.